Uranus – Die Alchemie der Freiheit

Mitten in der Nacht wache ich schlagartig auf. Eine elektrische Spannung liegt in der Luft. Ich stehe auf, gehe zum Fenster und schaue in den Nachthimmel. Die Gestirne funkeln still und friedlich. Planeten ziehen ihre Bahn und der Mond schaukelt im Sternenmeer. In wenigen Stunden wird die Sonne aufgehen. Alles scheint in bester Ordnung zu sein und nach dem kosmischen Plan zu laufen. Und doch, ich kann es deutlich spüren, irgendwer da oben ist unzufrieden. Ich erahne ihn, sein Name: Uranus, mit bloßem Auge unerfassbar, schräg links hinterm alten Saturn, ein tiefhellblauer Gasriese mit explosiver Mischung.
Und dann legt Uranus plötzlich los. Er blinkt kurz auf und wirft sich quer. Er stört und nervt und drängt nur so zum Spaß ein paar Planeten aus ihrer Bahn. Er ist ein Unruhestifter. Er rüttelt und schüttelt am ganzen Sonnensystem rum. Er bringt Chaos, Rebellion und Unzufriedenheit. Er poltert und tobt und wirbelt umher wie ein entfesselter Djinn aus der Zauberflasche. Seinetwegen ringt und drängt jedes Atom im Universum nach Freiheit und Erwachen.
Ich gehe wieder zu Bett. Doch ich kann nicht mehr schlafen. Ich höre ein unstetes Ticken in meinen Zellen und Planeten. Mein Herz pulsiert und mein Kopf empfängt verrückte Ideen. Dieser kosmische Poltergeist fordert meinen Astrologengeist zum Schreiben heraus. Doch wie lässt sich eine so freie Urkraft in enge Worte pressen und auf ein paar Seiten Papier einsperren? Das erscheint mir unmöglich. Unsinnigerweise fällt mir sogleich ein typisch uranischer Wider-Spruch in den Geist: >Unmögliches erledigen wir sofort. Wunder dauern etwas länger.<
Endlich! Der neue Tag beginnt. Die Sonne geht auf. Im Makrokosmos scheint alles in bester Ordnung zu sein. Und wie steht es um den Mikrokosmos in mir? Ich setze mich an den Computer und mache mich sofort ans Werk. Es wird diesmal wohl etwas länger dauern…

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