Die Planetoidin Vesta
„Kleinigkeiten sind keine Kleinigkeit.“
Vielen modernen Astrologen genügt es sich mit den sieben klassischen und den in den letzten Jahrhunderten neu entdeckten Transsaturniern Uranus, Neptun und Pluto zu beschäftigen. Der 1977 entdeckte Planetoid Chiron wird mittlerweile ebenfalls oft in die astrologische Deutung miteinbezogen. Doch „zu viele Köche verderben den Brei“ und „vor lauter Bäumen sieht man den Wald nicht mehr“, sagt schon der Volksmund und zweifellos kann man sich im Gewirr der heute bekannten Abertausenden von Kleinplaneten und Kleinstplaneten hoffnungslos verirren.
Dem Anfänger der astrologischen Kochkünste sei daher geraten, zunächst bei den Hauptzutaten des kosmischen Gerichts zu verweilen. Aber hin und wieder spürt man intuitiv, dass da noch eine ergänzende himmlische Zutat und Gewürzmischung – ein gewisses Etwas – vorhanden ist, was durch die herkömmliche Methode nicht vollständig zu erklären ist. Fast unmerkbar bemerkt man unscheinbare Mitglieder und banale Kleinigkeiten, die dann plötzlich keine Kleinigkeiten sondern die zu ergänzenden Puzzelteile sind.
Die große Familie der Kleinplaneten
Schon Johannes Kepler schrieb um 1596 die Worte: „Zwischen Jupiter und Mars habe ich einen Planeten gesetzt“. Aufgrund der harmonischen Anordnung der Planeten um die Sonne, wurde dort ein noch fehlender Planet vermutet. Jedoch entdeckte man zunächst dem Achten im Bunde – den Uranus im Jahre 1781. Bald darauf mit dem Glockenschlag zum Jahre 1801 wurde der erste Kleinplanet, die Ceres, vom Italiener Piazzi entdeckt und wieder aus den Augen verloren. Ab 1802 ging die Entdeckung der Kleinplaneten dann richtig los: Pallas wurde von Olbers in Bremen, Juno von Harding in Lilienthal 1804 und die vierte „große Kleinplanetin“ Vesta wurde wiederum von Olbers 1807 gefunden.
Bis 1900 waren es schon Hunderte von kleinen Himmelskörpern, heute sind es Hunderttausende. Die meisten von ihnen befinden sich auf der vermuteten Umlaufbahn zwischen Jupiter und Mars. Wissenschaftler spekulieren, dass hier ein Planet zersplitterte oder sich formen wollte.
Die Vesta als Mittelpunkt der Kleinplaneten
Die Kleinplanetenfamilie gleicht einem wuseligen Ameisenhaufen, wo jedes Mitglied genau weiß, was es zu tun hat. Es gibt keinerlei Zusammenstöße, obwohl sich viele Bahnen kreuzen und die Bahn-geschwindigkeiten stark variieren. Alles funktioniert wie am Schnürchen und ausgetüftelt bis ins Detail. Dabei stimmt die Bahngeschwindigkeit und Raumdistanz der Vesta im Verhältnis zu Mars und Jupiter am Genausten überein. Vesta scheint somit eine Art Ameisenkönig im Kleinplanetenstaat – ein kleinkosmisches Zentrum – zu sein.
Ganz eindeutig ist Vesta nicht die größte der Kleinplaneten, sondern Ceres, jedoch ist sie die mit Abstand hellste Kleinplanetin. Sie leuchtet manchmal so hell, dass man sie mit bloßem Auge gerade noch sehen kann. Dies liegt an ihrem vulkanischen Gestein. Vesta hat ca. 600 km Durchmesser.
Die Umlaufzeit der Vesta (1325,6 Tage = knapp 4 Jahre) steht in enger Beziehung zu Saturn, da sie in acht Sonnenumläufen recht genau einen Saturnumlauf von etwa 29 Jahren erreicht. Vesta ist somit mit Saturn artverwandt – ein Saturn „im Kleinen“ sozusagen.
Der Zeitgeist um 1800
Die Entdeckung der vier größten Kleinplaneten Vesta, Ceres, Juno und Pallas, fiel zeitlich zwischen die Entdeckung von Uranus (1781) und Neptun (1846). Mit Uranus begannen die großen Revolutionen und wissenschaftlichen Entdeckungen und mit Neptun die großen sozialen Umwälzungen und Manifeste.
Dazwischen schlichen sich vier mythologische Frauentypen mitsamt ihrem Kleinplanetenvolk ins kosmische Himmelsgeschehen. Die vom Jahrtausende alten Patriarchat unterdrückten Göttinnen Mond und Venus erhielten kosmische Verstärkung vom eigenen Geschlecht.
Uranus, der Vorbote des zukünftigen Wassermann-Wasserfrau-Zeitalters machte den Weg für weibliche Wege offen. Patriarchale Weltstrukturen kamen ins Wanken und Frauen nahmen vermehrt Teil an der uranischen Revolutionskraft. Somit erschienen die vergessenen, unterdrückten und wenig geachteten Göttinnen der Antike wieder verstärkt im kollektiven und individuellen Bewusstsein und materialisierten sich als gänzlich unüberschaubare Frauenverbände genau zwischen den männlichsten aller Planeten – zwischen Mars und Jupiter.
Die neue Wissenschaft begann die Welt mit Vernunft, Logik und Sachlichkeit zu untersuchen. Dies brachte die Industriealisierung und Modernisierung voran, führte aber auch zur Wiederentdeckung der (weiblichen) Psyche. Dies war sozusagen der männliche Weg zu den Kleinplaneten.
Frauuen begannen auf ihre (Kleinplanetinnen-)Art Stückchen für Stückchen von Männern beherrschte Reviere (zurück) zu erobern. Die (männlich dominierte) Astrologie zum Beispiel konnte zunächst nicht viel mit den Kleinplaneten anfangen. Zudem gab es bis ca. 1970 nur sehr wenige Kleinplanetentabellen. Mittlerweile ist die Astrologie eine weibliche Domäne geworden. Wir Männer sind hier in der Minderheit.
Vesta in der Mythologie
„Und die heilige Göttin umwarben Poseidon und Phoibos. Aber sie wollte nicht,
und hart und trotzig sich weigernd, schwur sie den mächtigen Eid, der sich auch wirklich erfüllte.“ (Homer)
Die Römer verehrten die Göttin Vesta (vom Sanskritwort Vas = Leuchten abgeleitet) als Hüterin der Herd- und Feuerstellen und als Priesterin der geheiligten Bezirke und Tempel. Es gab Tempeldienerin, die als reine Jungfrauen das „Feuer des Staates“ rituell beschützten und Zeremonien praktizierten. Der Vestalinnen-Kult wurde von den alten Griechen übernommen.
In der griechischen Mythologie war Hestia (Vesta) das erste Kind von Kronus (Saturn) und Reha, der Erdenmutter. Sie wurde mit ihren Geschwistern aus dem Magen des Kronus von Zeus (Jupiter) befreit, als dieser seinen Vater stürzte. Hestia entschied sich keinen Mann zu nehmen und somit unabhängig zu bleiben. Dafür bekam sie die Ehre im Tempel der Götter und Menschen das Feuer zu hüten.
Hier erkennen wir das zentrale Vesta-Prinzip der „Treue zu sich selbst“ und des „heiligen Schutzes der (inneren) Wohnung“ des Menschen. Folgen wir den Vesta-Mythen weiter zurück in die Zeiten des Matriarchats, so finden wir Zeugnisse der Tempelprostitution, wo Sexualität mit Tempeldienerinnen zu Ehren der Großen Göttin als Ritual praktiziert wurde.
Meines Erachtens ist Vesta aufgrund ihrer Eigenschaften eindeutig dem Sternzeichen Jungfrau zuzuordnen. Der Begriff Jungfrau weist ursprünglich nicht auf Keuchheit hin, sondern auf weibliche Reinheit. Die Tempeldienerinnen der alten Mythen verkörpern jenen heiligen Aspekt reiner Sexualität im Tempel der Göttin. Somit deutet der Vesta-Archetyp auf die Integration der Sexualität zu einem höheren Zweck hin. Das „innere Herdfeuer“ das weiblichen Körpers bzw. Tempels dient zur Hingabe an die Göttliche Schöpfung und bleibt unberührt von männlichen Besitzansprüchen.
Tatsächlich zeigen sich in Vestas Geburtsposition natürliche Anlagen zu sakraler Intimität und sexueller Praxis. Von der freiwilligen Keuschheit bis hin zur freizügigen sexuellen Vermarktung können vielerlei Facetten und Spielweisen auftreten. Die Vesta-Thematik führt uns sowohl in Klöster und heilige Tempelbezirke als auch in Rotlichtmilieus und Stripteasebars.
Überall wo das heilige reinigende Feuer der Vestalin leuchtet, um Gott zu dienen, um die ‚Herren der Schöpfung‘ zu bedienen, um der Welt oder sich selbst bis ins Detail zu dienen, ist die Göttin Vesta zu Hause und dient den Umständen gemäß.
Vesta als Herrscherin in der Jungfrau
„Ein Jeder kehre vor seiner Tür.“
(Goethe, geboren mit Vesta in der Jungfrau)
Bei der Untersuchung der astrologischen Vesta gibt es auffällige Übereinstimmungen mit dem Sternzeichen Jungfrau. Merkur als klassischer Regent der Jungfrau hat mich selbst nie richtig überzeugt. Die Jungfrau gilt trivialastrologisch oft als spröde, kleinkariert und hypervernünftig und wird zusammen mit dem ‚ach so bösen Skorpion‘ als absolute Spitzenreiterin in der Hitliste der unbeliebtesten Sternzeichen geführt.
Diese beiden rechts und links von der liebenswerten Waage befindlichen Zeichen werden häufig missverstanden. Denn irgendwo muss man ja hin mit den Schattenthemen, wenn man kollektiv konditioniert auf nette Waage-Manier miteinander verkehrt.
Die Erforschung der Vesta wirft ein anderes Licht auf die Jungfrau. Wie schon in der Mythologie erwähnt verhält sich Vesta/Jungfrau der eigenen inneren Ordnung gegenüber treu und rein. Sie strebt nach natürlicher Reinheit und integraler Ordnung der Dinge und genießt es die (sexuelle) Energie des Lebens in den rechten Fluss zu bringen.
Gewissenshafte Rituale, Liebe fürs Detail, praxisbezogenes Dienen und feines Analysieren – dies sind typische Vesta- und Jungfrau-Themen. Gemeinsam besteht für Vesta und Jungfrau die Summe des Lebens aus vielen Kleinigkeiten und jede Kleinigkeit ist ein wichtiger Teil des Ganzen.
Vesta im Horoskop
„Man meißelt Tür und Fenster aus zur Wohnung.
Eben dort, wo nichts ist, ist der Wohnung Brauchbarkeit.“ (Lao-Tse)
Im Urprinzip Vesta spiegelt sich zunächst die notwendige Beschaffenheit unserer inneren und äußeren Wohnverhältnisse, damit wir uns bei uns selbst zu Hause fühlen und der eigenen inneren Ordnung treu werden können. Jeder Mensch benötigt einen Raum für sich allein, ein Ort um sich zu sammeln, einen Platz wo alle Dinge ihren Platz haben.
Der eigene äußere Wohnraum spiegelt diese Eigenschaften und Entwicklungsthemen wieder. Wenn sich Saturn auf das ganze „Lebenshaus“ und seinen Mauern bezieht, so erkennen wir im Vesta-Prinzip den „Wohnraum“, die einzelne Aufteilung in Zimmer und Räume, die „inneren Aufteilung“ des Lebenshauses.
Themen wie Wohnraum(um)gestaltung, Renovierung, Zimmerwechsel und Umzug, stehen immer in engem Zusammenhang mit der individuellen Vesta-Thematik. Man braucht ein anderes Zimmer oder einen anderen Arbeitsplatz, das Lebensgehäuse wird einem zu eng und man will umziehen oder zusammenziehen und dabei den gemeinsamen Haushalt (Vesta und Herdfeuer) gründen. Man wird vielleicht von den Umständen gezwungen umzuziehen oder seinen Arbeitsplatz zu verlassen bzw. neu zu gestalten. Man muss endlich mal sein Chaos ordnen, man muss die Schubladen, die Schränke, die Wohnung aufräumen, umräumen, wegräumen usw.
Die Vesta-Position im Horoskop gibt deutliche archetypische und psychologische Hinweise für die persönlichen charakterlichen Ordnungsverhältnisse und notwendigen Bedingungen zum Aufbau eines integrierten Lebensablaufes. Die innere Wohnraumordnung zeigt sich schicksalsverwirklicht im privaten Wohnverhältnis und am täglichen Arbeitsplatz.
Im Umgang und in der Benutzung der äußeren Lebensräume spiegelt sich innere Ordnung bzw. Unordnung, Streben nach Perfektion bzw. verwirrendes Chaos, soziale Integrationsfähigkeit bzw. unsoziale Verschlossenheit usw… Die Wohnung eines Menschen zeigt wer da drinnen wohnt und wie er/sie da drinnen wohnt. Geht der Mensch äußerlich achtsam mit Wohnraum, Gegenständen, Details und Kleinigkeiten um, so wird er auch innerlich achtsam mit sich selbst sein.
Vesta als Weg des Dienens
„Man knetet Ton zurecht zum Trinkgerät:
Eben dort, wo keiner ist, ist des Gerätes Brauchbarkeit.“ (Lao-Tse)
Vestas Fähigkeit ist, auf die kleinen Dinge zu achten und deren besonderen Wert im Gefüge der Gesamtorganisation des Lebens zu erkennen. Vesta kann besonders wirksam den jeweilig herrschenden Umständen dienen und fehlerhafte Dinge aufzeigen und korrigieren. Somit finden wir sie im Dienstleistungsgewerbe tätig, wo sie die Räume putzt und aufräumt, wo sie Kunden bedient uns serviert, wo sie Dinge repariert und wieder instand setzt. Vesta kümmert sich um all diese kleinen Sachen, welche man kaum beachtet, die aber, wenn sie fehlen oder kaputt gehen, eine riesen Menge an Ärger verursachen können. Gewisse Kleinigkeiten können, wenn man sie vergisst (zum Beispiel die Wohnungsschlüssel) nur durch spezifische Fachkenntnisse (der Schlüsseldienst muss kommen) gelöst werden.
„Weil der Schmied beim Beschlagen einen Nagel vergaß, verlor das Pferd ein Hufeisen. Weil das Pferd ein Hufeisen verlor und hinkte, kam der General zu spät zur Schlacht. Weil der General zu spät zur Schlacht kam, ging die Schlacht verloren. Weil der Krieg verloren ging, ging das Land verloren,“ sagt eine alte Lebensweisheit. Solange alles gut funktioniert und „wie am Schnürchen läuft“, achtet man nicht auf die Dienstleistungsfunktionen, welche den reibungslosen Ablauf der Lebensumstände garantieren und ermöglichen. Wenn jedoch eine Reparatur fällig wird, eine Dienstleistung notwendig wird, dann soll alles wieder so schnell wie möglich in Ordnung gebracht werden. Der Vesta-Spezialdienst kümmert sich darum.
Wir sollten vielleicht öfters mal innehalten und achtsam diese innere und äußeren Dienerin des irdischen Lebensflusses wahrnehmen: Die Verdauung funktioniert (Vesta und Dünndarm), die Psyche ist vernünftig integriert (Vesta und Analyse), das Geschirr ist gespült und kann wieder benutzt werden, die Ampel im Straßenverkehr funktioniert, der Sachbearbeiter kümmert sich um unsere Papiere, die Waren im Supermarkt sind an ihrem Platz und da fällt mir gerade ein, dass ich unbedingt noch diese Rechnung bezahlen und das Öl im Auto nachfüllen muss.
„Ein Augenblick der Geduld, kann ein ganzes Leben retten. Ein Augenblick der Ungeduld, kann ein ganzes Leben ruinieren,“ sagt ein chinesisches Sprichwort. Und manche Dinge lassen sich nur mit “Eselsgeduld“ erledigen oder in den Griff bekommen. Der Esel war das traditionelle Reittier der römischen Vestalin.
Vesta und Intimität
„Mein Begehren war, zu gehen dorthin, wo Lenze nicht schwinden.
Zu den Feldern, wo kein scharfer und schräger Hagel fliegt.
Und ein paar Lilien blühn.“
(Gerard Manley Hopkins, geboren mit Vesta im Wassermann)
Vesta ist die Hüterin des heiligen Tempels im Innern jedes Menschen. Die Gesundheit des Körpers, die Integrität der Gefühle, die Vernunft des Verstandes und die Reinheit des spirituellen Wesens werden durch das Vesta-Prinzip in Ordnung gehalten und gepflegt.
Bin ich mir selber treu im Umgang mit meinem Körper, meinen Gefühlen, Gedanken und Werten? Nehme ich mir Zeit, mich selbst zu sammeln und wieder neu zu ordnen? Gebe ich meinen Wünschen nach
Eigenraum und Intimsphäre genug Möglichkeiten sich zu entfalten? Wird mein „Lebenstempel“ respektiert und heilsam genutzt? Wird mein Schamgefühl geachtet oder wird da etwas schamlos missachtet?
Solche Fragen beziehen sich direkt auf vesta-typische Grundanliegen. Gerade die Sexualität ist ein Bereich, wo Vesta als Hüterin der heiligen bzw. heilen Intimsphäre auftritt. Werden die „intimen Räume“ des Menschen respektiert, so ist dies ein Zeichen für ein wertvolles und liebevolles Zusammenleben.
Das Vesta-Symbol
Im Symbol der Vesta finden wir eine gewisse Ähnlichkeit zum Merkur- und zum Venus-Symbol. Tatsächlich gibt es auch verwandte Eigenschaften dieser drei Gottheiten. Das zuunterst stehende Kreuz gibt allen Dreien die Möglichkeit, sich über die materielle Lebensschwere hinaufzuschwingen und ein Gleichgewicht und Übergewicht nach oben hin ins Geistig-Harmonische(Venus und der Kreis), ins Geistig-Seelische (Merkur mit Kreis und Mondschale) und bei der Vesta ins Formgebend-Öffnende (Vesta mit Quadrat geöffneten Armen zum Himmel hin).
Merkur und Vesta entsprechen dem logischen Verstand und der analytischen Vernunft. Merkur lernt und Vesta ordnet die gelernten Dinge systematisch ein. Venus und Vesta entsprechen dem Beziehungsleben und dem dazugehörenden Intimraum. Venus liebt Schönheit und Sinnlichkeit, Vesta benötigt Reinheit und Stimmigkeit. Venus ist in der Partnerschaft und Liebe treu oder untreu. Vesta ist treu oder untreu der eigenen inneren Werteordnung, Vernunft und Intimität gegenüber. Im Vesta-Symbol erkennen wir den inneren Raum, die innere Wohnung, durch das Quadrat dargestellt, und das „Herdfeuer, Tempelfeuer“ brennt und wirft seine Flamme nach oben hinaus, dem Unendlichen entgegen. Die Flamme ist geöffnet und somit empfangs- und dienstbereit. Das Vesta-Symbol hat viele kleine Ecken, Kanten und Winkel. Ja, die Vesta hat für jedes Ding eine kleine Ecke und Schublade, sie braucht ein spezielles System und eine präzise „Symbolhaltung“.
Vesta und die Gesundheit
„Tu Deinem Körper Gutes, damit Deine Seele Lust hat, darin zu wohnen“.
(Teresa von Avilla, geboren mit Vesta im Krebs)
Solange wir gesund sind und alles in unserem physischen Körper so wie in einer guten Maschine wie geölt und geschmiert läuft, machen wir uns selten Gedanken um das eigene Wohlbefinden. Erst wenn wir krank werden oder wenn irgendein Teil nicht mehr so richtig tickt oder läuft, gehen wir mal wieder zur ärztlichen Reparaturwerkstatt.
Jedoch gibt uns die innere Dienerin Vesta oft schon frühzeitig kleine Signale und vorbeugende Hinweise zum vernünftigen Umgang mit dem eigenen Körper. Nur werden diese leicht überhört, weil die Kleinplanetin Vesta nicht sehr aufdringlich darauf pocht. Die feine Stimme der Körper-Seelen-Vernunft zeigt sich vielleicht durch kleine Unpässlichkeiten im Verdauungssystem an (Vesta, Jungfrau und Dünndarm =Unterscheidung, Trennung der Substanzen), aber bald scheint alles schon wieder in Ordnung zu sein.
Vielleicht war dies aber auch ein Hinweis darauf, auf bestimmte Dinge zu verzichten, eine Diät, eine Fastenkur, ein Gesundheitstraining einzulegen – weil man gewisse innere Verdauungsbeschwerden hat. Das ist mir zuviel. Das kann ich so nicht mehr ertragen. Vielleicht sollte ich mich mal ein wenig zurückhalten und meinen Körper-Seele-Geist-Tempel ein wenig mehr pflegen und reinigen. Bei den alten Chinesen ging man interessanterweise zum Arzt, wenn man gesund war und damit man gesund blieb.
Abschließend noch einige kurze Anregungen meinerseits zur Deutung der Vesta in den Tierkreiszeichen:
Vesta im Widder
„Heute hier morgen dort, bin kaum da muss ich fort…“
(Lied von Hannes Wader)
Ihre höchste Geschwindigkeitsschwankung erreicht Vesta im Zeichen Widder. Das dynamische Widderfeuer wird von Vesta zur eigensinnigen Durchsetzungsfähigkeit kanalisiert. Mit sprühender Heftigkeit sucht der Horoskopeigner nach den Weg der Selbstintegration. Er dient direkt und mit viel Eigenbeteiligung im Leben. Er bleibt sich selbst treu indem er ehrlich, vital und natürlich seinen Impulsen lebensspendenden Ausdruck verleiht. Die Wildheit und Grobheit des Widders sollte von Vesta verfeinert und sozusagen „ritterlich“ geformt und veredelt werden.
Heftige Kritik, Ausrasten und Bockigkeit sind Zeichen für unerlöste Vesta-Energien. Man sollte selbstkritisch durchleuchten, warum man solchermaßen reagiert und wann man sich selber untreu wurde. Manchmal verliert Widder-Vesta sich in einer solchen Eigendynamik, dass der Bezug zur Umwelt und Partnerschaft verloren geht. Da ihr der Respekt für den eigenen inneren-äußeren Raum sehr wichtig ist, sollte sie dies bei ihren Mitmenschen wertschätzen und beachten lernen
Vesta im Stier
„My home is my castle.“
Vesta im Stier braucht ein festgelegtes Raumrevier, wo sie sich mit Verlässlichkeit und Ausdauer einleben und ausformen kann. Hier kann sie ihre Energie des Dienens solide und gründlich einbringen. Hier kann sie
sich zentrieren und erden und Treue sich selbst gegenüber aufbauen. Im einfachen Ordnen und körperorientierten Eingliedern findet Stier-Vesta ihre innere Ordnung und körperliche Behaglichkeit. Sexualität braucht einen festen instinktiven Rahmen.
Übersteigerte Ordnungs- und Sicherungszwänge, Unflexibilität und Anpassungsstress sind Zeichen für unausgeglichene Vesta-Energien. Die äußere Ordnung und Beständigkeit sollte ein Spiegel der inneren Ordnung und Eigentreue sein und werden. Stier-Vesta kann dazu neigen sich zu sehr in ihre Eigenheiten und instinktiven Bedürfnissen zu verschließen. Im zwischenmenschlichen Austausch sollte sie sich öffnen lernen für die Andersartigkeit der Bedürfnisse der Mitwelt.
Vesta im Zwilling
„Hallo Nachbar!“
Mit Vesta im Zwilling braucht der Horoskopeigner viel mentalen Austausch und Kommunikation zur Reflexion über Eigeninteressen und Selbstintegration. Interaktion und Koordination im Arbeiten und Dienen sind für Zwillings-Vesta gute Lernfelder. Sprache und schriftlicher Ausdruck können gute Medien zur Selbstfindung und Lebensintegration sein. Im geschwisterlichen Austausch findet Vesta im Zwilling Gleichgesinnte und klärt die eigenen Fragen.
Kopflastigkeit, übertriebene Intellektualität und Verzettelung sind typischen Anzeichen für ein Ungleichgewicht der Zwillings-Vesta. Zu viele Gedanken, zu viele Worte, zu viele Kontakte. Der ordnende Verstand kann nicht mehr alle Infos integrieren bzw. verliert den Bezug zum Innenraum des Menschen. Atempause und Kontakt mit dem inneren Eigenraum sind notwendige Bestandteile für den Lebensalltag. Zu viele Ideen und Gedanken verlieren den Bezug zum Wesentlichen. Zu viele Kontakte und Gespräche können innerlich aushöhlen. Vesta sollte darauf achten, dass sie achtsam bleibt für eigene Input/Output und für den stimmigen Austausch zur Mitwelt.
Vesta im Krebs
„Die Perle in der Muschel.“
Menschen mit Vesta im Zeichen Krebs benötigen einen ausgesprochen intimen und geschützten Raum zur inneren Entfaltung und Öffnung. Sie sind in ihrer inneren Ordnung sehr empfindsam und daher bauen sie oft einen schützenden Panzer herum oder suchen eine weichen familiären und gefühlvollen Rahmen als „Herdfeuer“. Gern arbeiten und dienen sie im nährenden Austausch und im sozial fürsorglichen Gefüge des Lebens. Beziehung und Sexualität ist für Krebs-Vesta eine feinfühlige und empfindsame, zärtliche und verletzbare Angelegenheit.
Eine unausgeglichene Vesta zeigt sich meist durch übertriebene Empfindlichkeit und durch ein übersteigertes Gefühlsleben. Oder sie zeigt sich verschlossen, beleidigt, eingeschnappt und sehr gefühlskritisch. Sie sollte überprüfen ob sie auch deutlich äußert wie sie verstanden werden möchte. Oft werden ihre feinen Signale nicht ganz verstanden oder missgedeutet. Sich selbst treu werden bedeutet für Krebs-Vesta tiefer ins eigene Gefühl eintauchen und dem Innersten Ausdruck geben. Auch wenn die Außenwelt ihr sehr hart vorkommen kann, sollte sie sich nicht verkriechen, sondern ihren Platz in der Welt ausfüllen, auch wenn dies zuweilen schmerzvoll erscheint.
Vesta im Löwen
„Ein Königreich für mich allein.“
Vesta im Löwen entfaltet ihr präzises und ordnendes Potential im Löwen durch Kreativität und schöpferischen Selbstausdruck bis hin zu expressiven detaillierten Darstellungen. Löwe-Vesta möchte strahlen und leuchten durchs Ausfüllen ihres Lebensraumes. Auf dem kreativen Akt ihres Werkes schaut sie voller Stolz und kritischer Bescheidenheit zugleich. Dienen kann für sie keine Unterordnung bedeuten, sondern ist vielmehr eine würdevolle Geste, ein kreatives Spiel der Selbstdarstellung. Liebe und Sexualität ist etwas sehr Persönliches und die Auswahl kann durchaus anspruchsvoll und dadurch auch zuweilen gehemmt erlebt werden.
Wenn Löwe-Vesta beginnt allzu stolz und Bewunderung erheischend herumzuschreiten, wenn sie sich als etwas Besseres und Königliches dünkt, dann kann sie sich in narzisstischer Arroganz verfangen. Dieses Ungleichgewicht wird von der Umwelt bald schon abgelehnt und kritisiert. Hier sollte Löwe-Vesta immer ein offenes Ohr behalten für ehrliche Kritik und Bewertung ihres Wesens. Sich selbst kann sie immer fragen, ob sie wirklich authentisch und sich noch selber treu ist, wenn sie im eigen Licht erstrahlt. Die Umwelt erkennt immer ob es herzlich und echt ist, oder selbstgefällig und überheblich. Auch Einsamkeit kann ein Zeichen dafür sein, dass sie sich hochmütig abgekapselt hat vom menschlichen Miteinander.
Vesta in der Jungfrau
„Die Liebe zum Detail.“
In der Jungfrau bewegt Vesta sich mit der geringsten Geschwindigkeitsschwankung. Sie ist hier sozusagen archetypisch am Stabilsten. Jungfrau und Vesta passen gut zusammen. Feinheit, Dienstbereitschaft, Detailgenauigkeit, Bescheidenheit und Reinheit finden sich hier zusammen. Ein solcher Mensch braucht einen gut geordneten, präzise strukturierten und mit Vernunft durchdachten Lebensrahmen um innerlich-äußerlich zu Hause zu sein. Sich selber treu sein heißt ein gut geerdete und reinigende Atmosphäre gestalten wo alle Dinge ihren Platz haben, wo jede Kleinigkeit durchdacht ist. Dienen ist für ihn eine wesentliche Ausdrucksform, sowie Reinigen, Ordnen, Heilen und Reparieren. Dieser Mensch hat ein Gespür für Fehler und Fehlendes. In der Liebe wird die sexuelle Praxis bis in kleine Details gesucht.
Wenn Jungfrau-Vesta anfängt zu sehr herumzunörgeln und zu viele Kleinigkeiten zu kritisieren oder wenn sie beginnt sich im Arbeitsprozess in zu viele Teile zu zersplittern oder aber wenn sie sich zu sehr selbst bemängelt und selbsterniedrigt, dann hat sie den inneren Bezug zur eigenen Tempeldienerin verloren. Integration gelingt wenn sie immer wieder überprüft wozu sie dient, ob dies auch wirklich ihre Aufgabe ist, oder ob sie die Funktionen mit den echten Anliegen verwechselt. Eigentreue bewahren und dem dienen, was ihre wahre Pflicht ist, dann bleibt sie bei sich.
Vesta in der Waage
„Ein Platz für die Schönheit.“
Mit Vesta in der Waage hängt die innere Beziehung zu sich selbst stets eng mit dem partnerschaftlichen Gleichgewicht zusammen. Man ist gern in Beziehung und durch Beziehung klärt sich der Eigenraum. Sich selbst treu sein spiegelt sich direkt im Begegnungsaustausch. Harmonie, Ästhetik und Schönheit sind Schwerpunkte bei der inneren-äußeren Raumgestaltung und Lebensintegration. Waage-Vesta dient gerne auf geradezu kunstvolle und anmutige Art und Weise.
Leicht kann ihr das innere Gleichgewicht durch partnerschaftliche Anpassung oder zu starkes sich vergleichen und sehr bewertende Kritik verloren gehen. Um dieses sensible sich-in-der-Waage-mit-dem-Du- Befinden muss Vesta immer neu ringen. Die harmonische Mitte zwischen Ich und Du muss immer neu erarbeitet, überprüft und abgeklärt werden. Anpassung führt schnell zum Verlust der eigenen Mitte. Darum sollte sie sie im Austausch immer wieder fragen: „Bin ich dabei auch mit mir in der Waage“?
Vesta im Skorpion
„Raum für die Leidenschaft.“
Vesta im Skorpion sucht durch tiefenseelisches Durchdringen und sexuelle Resonanz ihren Integrations-raum im Leben. In ihre tägliche Arbeit gibt sie sich intensiv hinein und dient im sozialen Austausch und in der Erfüllung ihrer Aufgaben präzise und engagiert. Sich selbst treu sein heißt der eigenen Leidenschaft und Dynamik Raum geben um die erneuernden Stirb-und-Werde-Kräfte des Daseins zu spüren. Manche soziale Tabus könnten hier durchbrochen werden und Gefühle von Sünde, Schuld und Schamhaftigkeit transzendieren.
Bei starker sexueller Enthemmung und leidenschaftlichem Ausleben ihrer seelischen Begierden aber auch bei starker Unterdrückung und Selbstkasteiung treten Ungleichgewichte und Verlust des eigenen Innenraumes auf. Jenseits gesellschaftlicher Normen und Tabus sollte nach der ureigenen Integration und Selbsttreue gesucht werden. Die Erotik und Leidenschaft braucht ihren heilsamen Platz in der Wohnung von Skorpion-Vesta.
Vesta im Schützen
„Ein Zimmer mit Ausblick.“
Vesta im Schützen braucht viel Raum und hat viel Gespür Raumdimensionen. Ihre Idealvorstellungen können hier bis ins Detail ausgetüftelt werden und mit freudigem Arbeitseinsatz verwirklicht werden. Schütze-Vesta dient gern im großen Stil und einer großen Sache. Durch Überzeugung und Glaubensbilder findet sie Beziehung zu sich selbst. Die Suche nach Sinn und Wahrheit ist Verpflichtung zur Treue und Integration hin. Beziehung und Sexualität stehen im engen Zusammenhang mit Lebenszielvorstellungen und moralischen Idealen und werden oft auch dadurch gesteigert.
Bei Tendenz zu Fanatismus und idealistischer Kleinkrämerei wird deutlich, dass Schütze-Vesta sich gerade verrennt und verbrennt. Oft tritt dann auch ein absonderndes Besonderheitsbewusstsein auf. Hier muss Schütze-Vesta ihr eifriges Feuer zügeln lernen und Toleranz gegenüber der Ganzheit und Vielfalt verschiedener Lebensformen erarbeiten.
Vesta im Steinbock
„Die einsame Burg.“
Steinbock-Vesta ist sehr pflichtbewusst. Dienst an einer Aufgabe erfüllt sie mit Strebsamkeit und Ausdauer. Die Steinbockqualitäten der Ordnung, Verwaltung, Strukturierung und Disziplin werden von Vesta bis in Kleinigkeiten bereitwillig angegangen. In deiner gewichtigen Aufgabenstellung übt Vesta sich ihrer selbst treu zu werden. Integration bedeutet für sie sachdienliche Arbeit und ökonomische Reserviertheit. Ihre innere und äußere Wohnung ist eine feste Burg, wo sie sich zurückziehen, in die Stille gehen oder (an sich) arbeiten kann. Nicht jeder findet hier den Zugang. Partnerschaft und sexuelle Raumöffnung braucht Zeit, Treue und Sicherheit.
Steinbock-Vesta könnte sich durch ihre Strenge und Meisterung, durch Kontrolle und Machtabsicherung von ihrer Umwelt entfremden und dadurch vereinsamen. Ihre Intimität könnte unterdrückt und gehemmt werden. Ist sie sich noch treu wenn sie mit extremer Disziplin den Erfolg sucht? Oder verliert sie die Beziehung mit ihrer „inneren Wohnung“? Diesen Fragen sollte sie sich dann bewusst stellen.
Vesta im Wassermann
„Intim im Team.“
Wassermann-Vesta strebt nach dem außergewöhnlichen, weltweiten und universellen Raumgefüge. Sei es in der Wohngemeinschaft, im sozial-humanen Engagement oder im freien Spiel der Ungebundenheit. Vesta arbeitet und dient hier gern für eine menschenwürdige Sache, einer neuen Idee oder Vision, in Teamarbeit und Gruppenaustausch. Sie sucht den freien Raum, das Experimentelle und nahezu Unpersönliche als Weg zur Selbstintegration. Eigentreue kann für sie nur im offenen Raum geschehen, das eher Außergewöhnliche und Ungebundene dient als Sicherheit.
Wenn inneres Chaos und Durcheinander ihren Alltag beherrschen und wenn sie sich im Freiheitskampf zerreißt, dann hat Wassermann-Vesta ihre Mitte verloren. Hier muss klar sortiert werden. Auch Freiheit braucht gewisse Freiheitsregeln und konkrete Absprachen, die für einen selbst und für die Mitmenschen tragbar und freiraumschützend sind.
Vesta in den Fischen
„Ein Raum für die Ewigkeit.“
Vesta und Fische ist eine sehr gegenpolare Kombination. Vesta bringt die Dinge immer in einen konkreten Brennpunkt aber in den Fischen herrscht das Gesetz der großen Einheit. Somit schwimmt Vesta durch eine Vielzahl von Brennpunkten, arbeitet und dient hingabevoll für Dieses und Jenes, für Alles und Niemanden. Fast wie im Traum findet sie immer wieder die passende Aufgabe und landet ganz zufällig beim inneren Ordnen und Klären ihrer eigenen und fremder Anliegen. Sie hat ein feines Gefühl fürs Notwendige und hilft ganz selbstlos da wo sie gerade ist. Träume und Spiritualität beflügeln und reinigen ihre innere Wohnung. Sexualität kann sehr heilsam, manchmal sehr verträumt, manchmal sehr verletzlich sein, manchmal auch ganz sublimiert werden.
Verwirrung, Zerstreuung, Uferlosigkeit und sich Verlieren im Strudel der Träume, Fantasien und Alpträume sind Zeichen für Verlust ihrer Mitte. Vesta ertrinkt in den Fischen. Sie hat den sensiblen Faden zum eigenen Inneren zerrissen oder verloren. Irgendwo und irgendwie ist sie sich untreu geworden und dafür muss sie dann leiden und umherirren. Innere Einkehr und Rückzug vorn Weltentrubel bringt sie wieder heim in die Verbindung mit den All-Einen.